Publisher: Bethesda Softworks
Release Date: 13.10.2017
Plattformen: PS4, XBox One, PC
Survival-Horror-Titel sind in den letzten Jahren eher etwas rar geworden. Nun melden sich Tango Gameworks zurück mit The Evil Within 2. Die Fortsetzung zu The Evil Within aus dem Jahr 2014 spannt den Handlungsbogen weiter und weist zahlreiche Verknüpfungen und Verweise auf die Story von The Evil Within auf, jedoch wird auch Neueinsteigern, welche 2014 noch nicht dabei waren, eine schöne Story präsentiert. The Evil Within 2 ist ein äußerst vielseitiges Spiel mit einem interessanten Mix zwischen Horror und einer relativ offenen, frei erkundbaren Spielwelt.
Wir sind zurück
Wie im ersten Teil schlüpfen wir in die Haut des nun ex-Detective Sebastian Castellanos. Wir sind auf der Suche nach unserer Tochter Lily, welche, wie uns das Spiel bereits zu Beginn verrät, von der Organisation «Mobius» als Kern des STEM gebraucht wird. Der den Spielern des ersten Teils bereits bekannte STEM ist eine Einrichtung, welche die Gehirne von Menschen miteinander verbindet und in eine virtuelle Welt schickt, in welche auch wir uns auf der Suche nach Tochter Lily wagen (müssen) – genauer gesagt in die virtuelle, typisch amerikanische Kleinstadt Union. Schnell merken wir jedoch, dass es dort ganz und gar nicht mit rechten Dingen zugeht. Überall lauern zombieartige Kreaturen und andere gefährliche Monster. Zudem bricht die virtuelle Welt immer mehr auseinander, sodass wir nur durch das sogenannte «Mark», einer weiteren virtuellen Ebene, zwischen den verschiedenen Stadtvierteln in Union wechseln können. Unsere Aufgabe ist es nun, Mobius-Mitarbeiter zu finden, welche uns dabei helfen, die Antagonisten im Spiel ausfindig zu machen und uns Zutritt zu ihren Unterschlüpfen gewähren. Die Charaktere sind wunderbar designt und wirken menschlich. Leider können wir nur kurz mit ihnen sprechen, Cutscenes ausgenommen. Die Story ist insgesamt gut (teilweise leicht kitschig), das Ende emotional, dennoch wird es nach dem zweiten Drittel schnell langweilig, das Ende ist unnötig in die Länge gezogen. Je nach Spielstil werden für die 17 Kapitel zwischen 10 und 25 Stunden benötigt.
Hier und da in der Welt verteilt und zudem in jedem der Unterschlüpfe befindet sich jeweils ein Spiegel, durch den wir zwischen der Spielwelt und unserem «Zimmer», eigentlich Sebastians Büro, wechseln können. Im Büro erhalten wir von Zeit zu Zeit Informationen über unsere Ziele und Verbündeten. Außerdem können wir Dias anschauen (welche neben den vielen Dokumenten und Tagebüchern, die wir in der Welt finden, interessante Hintergrundinformationen liefern können) und dabei mit unserer Auftraggeberin telefonieren, welche sich außerhalb des STEM befindet. Wie wir sie auch sonst in der Welt verteilt finden können, gibt es im Zimmer eine Werkbank, an der wir unsere Waffen verbessern, weitere Waffen zusammenbauen und Munition sowie Heilung craften können, wofür wir in der Welt gefundene Gegenstände, etwa Waffenteile, Schießpulver oder Kräuter für Heilmittel, verwenden. Wir können auch ohne Werkbank Gegenstände herstellen, beim Improvisieren verbrauchen wir allerdings mehr Material. Ferner können wir, indem wir uns in einen Rollstuhl setzen, unsere Fähigkeiten anhand von Skillbäumen (Kampf, Heilung, Gesundheit, Ausdauer, List) verbessern. Dabei dient uns das eklige „Grüne Gel“, welches wir von getöteten Gegnern erhalten. Schließlich wird uns nach einigen Stunden Spielzeit Zugang zum spaßigen Schießstand gewährt, wo es etwa Materialien zum Craften und Munition zu gewinnen gibt.
The Evil Within 2 mischt Horror- und Survival-Elemente und bekommt dies ganz gut hin. Die Karten, in die wir teilweise mehrmals geschickt werden, bieten viel Raum zum Erkunden. Viele Gebäude können betreten werden und bergen viele Materialien und Hintergrundinformationen – mitunter auch fiese Fallen. Beim Manövrieren hilft uns der Kommunikator, über den wir auch Zugriff auf die Karte erhalten. Befindet sich etwas Interessantes in der Nähe, meldet sich der Kommunikator mit einem Rauschen, worauf wir die sogenannten Resonanzpunkte ausmachen können – Missionsziele, belauschbare Gespräche aus der Vergangenheit, welche uns etwa Hinweise auf versteckte Objekte geben, oder Taschenupgrades für einen bestimmten Munitionstypus. Ob wir dann das Leben riskieren und dieser Spur nachgehen wollen, bleibt uns überlassen, ebenso ob wir die Nebenmissionen, welche uns unsere Verbündeten geben, ausführen wollen.
Viele Möglichkeiten
Die Gegner sind schön schaurig designt, die Atmosphäre ist dicht und meist auch gruselig. Außerdem fühlen wir uns auf den höheren Schwierigkeitsgraden außerhalb der Unterschlüpfe äußerst unwohl, zumal die Gegner, wenn sie uns denn entdecken, sehr viel Schaden austeilen können und wir das Spiel nur anhand der „Speicherkoffer“, welche eher spärlich in der Welt verteilt sind, speichern können. Spielen wir The Evil Within 2 schleichend, sind die Flaschen unser Freund. Wir können sie werfen und damit die gameplaytechnisch sehr gut und für Sebastian Castellanos äußerst schlecht positionierten Gegner ablenken, worauf wir sie mit einem Schleichangriff erledigen können. Investieren wir Grünes Gel in eine Fähigkeit, (auf „Einsteiger“ bereits freigeschaltet) können wir uns mithilfe einer Flasche schnell von einem Gegner losreißen und uns Zeit verschaffen. Das Manövrieren im Schleichmodus funktioniert sehr gut, das Deckungssystem fühlt sich nach einer kurzen Angewöhnungszeit angenehm geschmeidig an. Bevor wir die vielseitigen Waffen (von Pistole über Schrotflinte und Sturmgewehr zu Armbrust mit unzähligen Munitionstypen) upgraden, stecken die Gegner sehr viele Kugeln ein, wir müssen sehr gut zielen können, wollen wir nicht ständig an Munitionsknappheit leiden. Auf dem untersten Schwierigkeitsgrad ist dies jedoch kein allzu großes Problem, zumal wir meist mehr als genug Materialien finden, ohne überhaupt aktiv nach ihnen zu suchen, um uns was wir brauchen selbst craften zu können.
Alles in Allem ist The Evil Within 2 ein eher schweres Spiel. Trotzdem sollten wir uns gut überlegen, ob wir die Schwierigkeit verringern wollen – sobald wir auf einen tieferen Schwierigkeitsgrad wechseln, können wir nicht zurück, es ist nicht möglich, den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen. Neben der Gegnerstärke beeinflusst die Schwierigkeit die Häufigkeit von Materialien und Munition, den Schaden, den wir austeilen, sowie unsere eher spärliche Ausdauer (der eingerostete ex-Detective kommt nämlich schnell ins Keuchen). Die Gesundheit regeneriert sich nur bis zu einem gewissen Teil selbst.
Haben wir das Spiel durchgespielt, schalten wir ziemlich viele Dinge frei: Outfits, Waffen, den äußerst schweren «Klassischen Spielmodus», sowie das «Neue Spiel+», in welchem wir Dinge finden sollen, die wir bisher noch nicht gesehen haben. Dies alles abhängig davon, auf welchem Schwierigkeitsgrad wir gespielt haben.
Die Steuerung kann zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig und hakelig sein, doch ist insgesamt gut, sowohl mit Controller als auch mit Tastatur und Maus. Normalerweise spielen wir in der Third-Person-Ansicht, welche sehr gut aussieht, die Kamera bewegt sich angenehm, der Übergang in Cutscenes vollzieht sich oft beinahe Nahtlos. Doch auch in der Egoperspektive lässt sich das Spiel gut spielen und ist für echte Horrorfans erst dann richtig gruselig. Leider können wir nur kurz in dieser Ansicht spielen, es sei denn, wir verschaffen uns per Konsole (pl_FPS 1) Zugriff auf die sozusagen versteckte Egoperspektive. Diese fühlt sich zwar etwas hakelig an, ist aber erstaunlich gut, es gibt fast keine Probleme, lediglich das Hervorspähen aus der Deckung ist etwas fehlerhaft, befinden sich vor uns mehrere Objekte, mit denen wir interagieren können, ist es schwer zu sehen, welches der Objekte wir gerade fokussieren. Doch die Tatsache, dass es eine versteckte Egoperspektive gibt, ist sehr cool und passt zum vielseitigen The Evil Within 2.
Gruselig hübsch
Grafisch ist The Evil Within 2 durchaus ein schönes Spiel. Die Texturen sind bei Weitem nicht die schärfsten, die Grafik lange nicht die neueste. Doch sie wird wunderbar eingesetzt. Beispiel sind die Bossgegner. Sie kommen eher unscharf daher, sehen aber einfach total gut und einzigartig aus. Lichter schaffen eine schöne und dichte Atmosphäre, die Charaktere, vor allem die Gesichter, sehen äußerst lebendig aus, die Gefühlslage ist den Charakteren anzusehen. Am besten gefällt jedoch der Himmel – da Union auseinanderbricht, sind im Himmel andere abgebrochene und herumfliegende Teile der Welt zu sehen, mit Fortschritt des Zusammenbruchs befinden sich nur noch kunstvolle Linien am Horizont. Die Levels sind fantastisch designt, dies grafisch sowie funktional – die Welt verändert sich während wir uns in ihr bewegen. Moment! Diese Tür war aber vorhin noch nicht da – oder?
Der Soundtrack ist passend, die Musik verstärkt das gruselige Ambiente. Die Charaktere wurden gut vertont, vor allem in Englisch, doch die deutsche Synchro muss sich davor keinesfalls verstecken. Sind die Monster dabei, uns zu entdecken, hören wir das auch ihren Lauten an. Befindet sich ein bestimmter Gegner in der Nähe, verändert sich plötzlich die ganze Atmosphäre, leise Musik dringt an unser Ohr, etwa klassische Klänge oder bedrückende Ambient-Musik. Die komischen Laute, welche die Monster von sich geben, sind schön creepy und auch manchmal einfach nur seltsam und unangenehm – so muss das!
Fazit
Mit The Evil Within 2 haben Tango Gameworks dem Vorgänger aus dem Jahr 2014 eine würdige Fortsetzung gegeben. Der Mix aus Horror und Survival ist extrem vielseitig und macht großen Spaß. Die vielen gefährlichen Gegner sind eine echte Herausforderung, vor allem auf höheren Schwierigkeitsgraden, wenn die Munition knapp wird. Die Story ist insgesamt gelungen und emotional, nach zwei Dritteln geht ihr aber langsam die Puste aus. Die Charaktere wirken Menschlich und wurden schön designt, ebenso die Antagonisten, vor allem aber die Monster, deren unangenehme Geräusche einfach traumhaft creepy sind. Auch wenn die Grafik nicht die neueste ist, sieht die Welt mit den dynamisch designten Levels sehr schön aus. The Evil Within 2 ist sowohl für Horror- als auch für Survivalfans definitiv einen Durchlauf wert, selbst wenn diese bisher nur mit einem der beiden Genres etwas anfangen konnten.
GamersChoice Wertung
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Story
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Grafik
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Sound
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Gameplay
Fazit
Der Mix aus Horror und Survival ist extrem vielseitig und macht großen Spaß. Die vielen gefährlichen Gegner sind eine echte Herausforderung, vor allem auf höheren Schwierigkeitsgraden, wenn die Munition knapp wird.