Publisher: Rockstar Games
Release Date: 26.10.2018
Plattformen: PS4, XBox One
Rockstar hat Luxusprobleme – spätestens seit den irrsinnigen Verkaufszahlen von GTA V, das sich Jahre nach dem Release immer noch in den Charts tummelt. Entsprechend hoch sind die Erwartungshaltungen an jeden neuen Titel des Studios. Es stellt sich aber auch die Frage, ob Rockstar den erzählerisch stärkeren Spuren von Red Dead Redemption und GTA IV folgt oder weiter in Richtung des Extremsandkastens eines GTA V geht. Diese Frage können wir nun beantworten anhand der PS4-Version, die wir bereits einige Zeit vor Release als Testmuster bekommen haben.
Red Dead Redemption 2 spielt im Jahre 1899 in Amerika und ist somit ein Prequel zu den Ereignissen des vorherigen Spiels rund um den ehemaligen Outlaw John Marston, das 1911 angesiedelt war. Der Zusammenhang ist jedoch da, denn wir schlüpfen in die Rolle von Arthur Morgan, wie Marston ein Mitglied der berüchtigten Gang des charismatischen Anführers Dutch van der Linde. Eben diese Gang und somit einige Charaktere, die wir aus dem vorherigen Teil kennen, erleben wir in ihrer Blütezeit, jedoch bereits bedroht vom Umschwung der Jahrhundertwende, von der Industrialisierung, der Zähmung des Wilden Westens und dem Verschwinden der alten Outlaws.
Das Spiel beginnt nach einem gescheiterten Raubzug in der Stadt Blackwater. Die Van-der-Linde-Gang flüchtet schwer angeschlagen in die Berge, um einige Zeit den Ball flach zu halten und neue Kräfte zu schöpfen. Ein herber Rückschlag für die erfolgsverwöhnten Outlaws, die von einem Leben in Saus und Braus, aber ohne den störenden Einfluss von Gesetz und Ordnung träumen. Doch schon bald ist die Gang wieder darauf aus, zu Geld zu kommen und ihren Traum eines schönen Lebens zu verwirklichen.
Dass das Konzept von Dutch van der Linde in der immer zivilisierteren Welt der USA um die Jahrhundertwende nicht auf viel Gegenliebe stößt, bekommt die Gang jedoch alsbald zu spüren. Gejagt von den Gesetzeshütern, eckt die Gang ein ums andere Mal bei weiteren mächtigen Gegnern an und der Moment kommt, an dem nicht wenige der Gangmitglieder beginnen, die Entscheidungen ihres Bosses infrage zu stellen. Welche Folgen das schlussendlich hat, könnt ihr euch zumindest zu einem kleinen Teil anhand der Story des Vorgängers ausmalen. Weiter wollen wir auch gar nicht darauf eingehen, denn die enorm umfangreiche Geschichte von Arthur und seinen Kameraden muss man erlebt haben und wir wollen euch nicht spoilern.
Charakterstudie mit Gruppendynamik
Die enorm umfangreiche Geschichte, die an die 50 bis 60 Stunden Spielzeit umfasst, ist gespickt mit brillant ausgearbeiteten Charakteren. Die Gruppendynamik, die Loyalität der Gang und natürlich auch die einzelnen Persönlichkeiten werden einer interessanten Entwicklung unterworfen. Den Verlauf der Story könnt ihr nicht beeinflussen, auch wenn die Reihenfolge der Aufträge nicht in Eisen gemeißelt ist, aber das hätte vermutlich den Rahmen komplett gesprengt und zu fatalen Sackgassen führen können. Fest steht: Die Story ist toll geschrieben, hat viele Überraschungen und großartige Elemente, aber auch emotionale Momente und liefert beste Unterhaltung. Gerade nach dem vierten der neun Kapitel dreht Rockstar so richtig auf.
Der raubeinige Arthur Morgan entpuppt sich als gute Wahl für die Hauptfigur des Spiels. Zwar ein Gangster durch und durch, zeigt er durchaus auch emotionale Seiten und manchmal sogar so etwas wie ein Gewissen. Das stetig anwachsende Damoklesschwert des drohenden Untergangs zeigt natürlich auch bei ihm Wirkung, ebenso wie einige aus der Vergangenheit bestehende Bindungen an die letzte Möglichkeit eines normalen Lebens abseits der Gang. Zudem hält Rockstar für seine Hauptfigur im Verlaufe der Story noch einige Überraschungen bereit. Es fällt auf jeden Fall leicht, sich im Rahmen der Geschichte mit Morgan zu identifizieren.
Es hilft ungemein, dass in Red Dead Redemption 2 im Gegensatz zu GTA V nur ein spielbarer Charakter existiert, dem ihr zudem einiges an Individualität verpassen könnt. Frisuren, Bärte und die komplette Bekleidung können in Geschäften und beim Barbier angepasst werden. Das ist zum Teil auch nötig, denn die Klamotten verschleißen und verdrecken, Bart und Haare wachsen stetig. Wer die Individualisierung noch etwas weiter treiben will, kann sogar Arthurs Pferde ausstatten und „frisieren“ sowie Waffen mit individuellen Materialien, Gravuren und Upgrades versehen, sofern denn genug Dollars in der Umhängetasche stecken.
Natürlich ist auch die Van-der-Linde-Gang ein tragendes Element des Spiels. Sie übernimmt quasi die Rolle der Ersatzfamilie, ihre Camps in den rauen Weiten Amerikas sind das einzige Zuhause, das Morgan kennt. Entsprechend umfassend sind die Interaktionsmöglichkeiten. Ihr könnt jederzeit im Camp mit euren Gangkameraden kommunizieren und erhaltet so wertvolle Hintergrundinformationen sowie Missionen. Zumindest in den Hauptmissionen seid ihr zudem meist mit einem oder mehreren Gangmitgliedern unterwegs. Ihr verbringt viel Zeit mit euren Kameraden und könnt dadurch das Gefühl von Loyalität und Zusammenhalt innerhalb der Gang gut erleben, aber auch die Veränderungen, welche die Zeit mit sich bringt. Erst recht, wenn die Dinge beginnen, aus dem Ruder zu laufen.
Reichlich Beziehungskisten
Konsequenterweise ist auch John Marston, die Hauptfigur des ersten Teils, mit an Bord. Somit werden die beiden Spiele hervorragend verknüpft und es gibt tolle Einblicke, was zu den ganzen Ereignissen in Red Dead Redemption geführt hat. Die verschiedenen Charaktere der Gang werden gut ausgearbeitet, die hervorragenden Dialogsequenzen bringen euch die Persönlichkeiten gut näher. Wo wir gerade dabei sind: Natürlich gibt es Red Dead wieder mal nur mit englischer Sprachausgabe, maximal mit deutschen Untertiteln. Der eine oder andere wird sich darüber sicherlich ärgern, aber anders kennen wir es nicht von Rockstar.
Eine wichtige Rolle spielt das dynamische Interaktionssystem. Nähert ihr euch einer Person, könnt ihr mit dem linken Trigger die möglichen Interaktionen aufrufen und davon eine auswählen. So lassen sich Situationen verbal entschärfen, aber auch Freunde richtig ärgern. Ihr könnt NPCs verprügeln, bedrohen oder beschwichtigen, aber auch Gegner töten oder verschonen. Das Ganze ist kontextsensitiv, sprich, je nach den Umständen stehen euch unterschiedliche Optionen zur Verfügung. Ein cleveres System, das über die doch oft eindimensionalen Interaktionen von anderen Action-Adventures hinausgeht.
Nicht nur innerhalb der Gang entwickelt ihr Beziehungen, auch eure Pferde werden zu einem festen Bestandteil eures virtuellen Lebens. Eure ersten Zossen erhaltet ihr im Rahmen der Story, später jedoch könnt ihr euch weitere Pferde mit unterschiedlichen Qualitäten hinsichtlich Tempo und Ausdauer zulegen, zum Beispiel durch Kauf oder Diebstahl, oder ihr fangt euch ein Wildpferd und reitet es zu. Die Bindung zu eurem Pferd entwickelt sich durch gute Pflege und regelmäßige Zuwendung, was unter anderem dafür sorgt, dass es in Gefahrensituationen zuverlässig bleibt und euch nicht beim ersten Schuss auf die Wiese wirft.
Langeweile? Die gibt’s hier nicht!
Die Geschichte besteht aus etlichen Haupt- und Nebenmissionen unterschiedlicher Art, die auf der Karte und dem Radar als gelbe Symbole vermerkt werden. Während das erste Kapitel noch recht linear gehalten ist und die Missionen als sanfte Tutorials für die Spielelemente dienen, öffnet sich das Spiel danach in eine gewaltige Spielwelt mit unterschiedlichen Arealen, in denen sowohl westerntypische Regionen vorhanden sind als auch Südstaatenareale mit Plantagen sowie Sumpfgebiete wie in Louisiana.
Eine echte Schnellreise zu und von jedem Ort gibt es übrigens nicht. Einzig Postkutsche, Bahn und eine Karte, die ihr für euer Camp erwerben könnt, verkürzen eure Reisezeiten. Rockstar zwingt euch ein wenig dazu, mit eurem Pferd durch die wunderbaren Landschaften zu reiten. Das führt mitunter zu recht langen Wegen, was sich aber nicht störend auswirkt, da immer mal wieder etwas am Wegesrand passiert oder zu entdecken ist.
Die Hauptgeschichte ist natürlich nicht alles, was ihr im virtuellen Amerika angehen könnt. Hinzu kommen etliche Nebenmissionen, die euch nicht aufgezwungen werden, sondern die ihr mehr oder minder durch Zufall entdeckt, die teils aber auch von euren Kameraden vergeben werden. Einige Nebenaufgaben sind sogar mehrstufig und ziehen Folgemissionen nach sich. Weiße Flächen auf dem Radar oder entsprechende Symbole auf der Karte verraten euch, dass dort etwas zu entdecken ist. Aber auch erst, wenn ihr in die Nähe kommt oder die Missionen anderweitig triggert. Aufmerksames Erkunden wird also belohnt.
Die offene Spielwelt hat aber noch deutlich mehr zu bieten. Wie man es von Rockstar gewohnt ist, gibt es optionale Aktivitäten in rauen Mengen. Das Schöne dabei ist, dass sie nicht aufgezwungen wirken, wie beispielsweise der Fragezeichensalat in einem Assassin’s Creed: Odyssey, sondern organisch in die Spielwelt eingefügt sind. So könnt ihr euch mit Kopfgeldjagd beschäftigen, sucht nach legendären Tieren und Sammelobjekten oder ihr geht auf die Jagd oder angeln, um euch und euer Camp mit Nahrung zu versorgen, Felle zu verkaufen oder Ressourcen zum Ausbau des Camps zu beschaffen. Poker und Blackjack dürfen natürlich auch nicht fehlen. Und wer einfach nur Freestyle-Unfug treiben will, kann seiner Kreativität freien Lauf lassen. Möglichkeiten gibt es genug.
Eins der schönsten Spiele der Generation?
Wenn wir über die Spielwelt reden, müssen wir auch einen Blick auf die Technik werfen. Da wir nur eine Version und begrenzt Zeit hatten, mussten wir bisher mit der PS4 Pro vorliebnehmen. Wir werden aber in den nächsten Tagen, so schnell es geht, noch Informationen zur Performance auf Xbox One X sowie PS4 und Xbox One nachreichen. Kurz gesagt: Man sieht, dass Red Dead Redemption 2 voll und ganz auf und für diese Konsolengeneration entwickelt wurde, denn das Spiel sieht nicht nur klasse aus, sondern läuft auch enorm rund und holt das Maximum aus den Konsolen heraus.
Während unserer gesamten Testphase konnten wir keine Ruckler oder Slowdowns bemerken, und das trotz einer immensen Grafikpracht, Detailverliebtheit und Weitsicht. So ziemlich jeder Hintergrund in den wunderschönen Naturpanoramen ist nicht nur Tapete, sondern tatsächlich erreichbar. Erfreulich auch, dass wir kaum Pop-ups oder andere Unschönheiten wahrnehmen konnten. Die Detailskalierung funktioniert prima. Nur wer genau hinschaut, entdeckt hier und da ein paar kleine Zugeständnisse an die Performance, wie gelegentlich leicht fransige Schatten.
Doch nicht nur die Weitsicht der irrsinnig schönen Landschaften beeindruckt. Vor allem bei den Lichtstimmungen greift Rockstar so richtig in die Vollen. Wenn dann noch Nebel durch die Sümpfe wabern oder Blitze über den Himmeln zucken, ist es voll und ganz um einen geschehen. Dass es dynamisches Wetter gibt und Tag-Nacht-Wechsel, ist quasi selbstverständlich.
Natürlich greift Rockstar bei einigen Missionen auch ein wenig in die Trickkiste der vorgegebenen Tageszeiten und Witterungen, um dem Auftrag die passende Stimmung zu verpassen, aber das sei den Entwicklern gegönnt. Ladezeiten gibt es einzig zwischen Kapiteln, nach Schlüsselmissionen oder bei Reisen mit Kutsche oder Bahn, die werden aber sehenswert durch Cutscenes kaschiert. Gebäude hingegen können nahtlos ohne Ladesequenzen betreten werden.
Update: Auf welcher Konsole läuft es am besten?
Über das Wochenende hatten wir nun endlich Zeit, uns alle Plattformen zu Gemüte zu führen. Die Xbox One X schießt bei der Performance den Vogel ab. RDR2 läuft auf der Maschine mit voller 4K-Auflösung und stabilen 30 fps mit Framelock ohne nennenswerte Aussetzer. Neben der höchsten Auflösung bietet die Konsole auch die schönesten Schatten und die schärfsten Texturen. Der Unterschied zur normalen Xbox One, auf der das Spiel lediglich in 864p läuft, ist im direkten Vergleich gravierend, auch wenn die Performance meist allem gewachsen ist und nur selten leichte Framerate-Absacker aufweist.
Auf die Xbox One X folgt die PS4 Pro. Dort läuft das Spiel mit halber 4K-Auflösung in 1.920 x 2.160, was im Großen und Ganzen zu erwarten war, da die Sony-Konsole nativem 4K bei derartigen Titeln nicht gewachsen ist. Aber auch hier sieht das Spiel schick aus, auf einem größeren Fernseher nimmt man aber wahr, dass die Auflösung gegenüber der Xbox One X geringer ist. Sowohl PS4 Pro als auch Xbox One X verfügen zudem über höher aufgelöste Texturen.
Die normale PS4 schafft das Spiel immerhin in Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080), allerdings ebenfalls mit leicht sichbaren Einbußen und sporadischen Framerate-Absackern. Fest steht allerdings, dass Rockstar bei allen Konsolen hervorragende Arbeit geleistet hat, was die Optimierung auf die Konsolen angeht, sodass auch Besitzer älterer Konsolenvarianten nicht leiden müssen.
Nimmt man Charakterdarstellung, Animationen und die Darstellung der Spielwelt zusammen, hat Rockstar ein enorm hohes technisches Niveau und einen der wohl schönsten Titel der Konsolengeneration geschaffen. Erstaunlich bei der Größe des Spiels ist, dass sich Bugs in Grenzen halten und den Spielverlauf nicht nennenswert beeinträchtigen. Was uns auffiel, waren ein paar sporadische Ungereimtheiten bei Frisuren und Hüten, gelegentlich mal ein Textur- oder Lightmap-Flackern sowie manchmal die etwas überzogene Auswirkung von Kollisionen des Pferdes mit der Umgebung. Die Missionen hingegen waren inhaltlich und spielerisch fehlerfrei. Nicht übel, gar nicht übel.
Action satt mit allen Mitteln
Dass es in Red Dead Redemption 2 nicht an Action mangelt, dürfte klar sein. Schießereien spielen selbstverständlicheine große Rolle. Rockstar setzt dabei auf die üblichen Third-Person-Mechaniken mit Deckungsshooter-Elementen, die auch aus früheren Titeln bekannt sind. Wer möchte, darf sich aber auch aus der Egoperspektive in den Kampf stürzen, auf ein Zielen über Kimme und Korn müsst ihr dabei allerdings verzichten. Entsprechend ist auch die Steuerung der von früheren Rockstar-Titeln sehr ähnlich. Als Besonderheiten wären Duelle und Dead-Eye, quasi ein Zeitlupenmodus, zu nennen. Erstere kommen nur in besonderen Situationen zum Tragen, letzteren könnt ihr hingegen jederzeit nutzen, sofern euer Dead-Eye-Balken aufgeladen ist. Überaus hilfreich bei Kämpfen gegen viele Gegner.
Waffen gibt es reichlich, wobei ihr – wie zuvor erwähnt – durch das Inventar limitiert seid. Pistolen, Revolver, Gewehre, Flinten, Scharfschützengewehre, Messer, Wurfmesser, Lasso, Bogen, Tomahawk, Molotowcocktails, Dynamit – all das ist einsetzbar. Was fehlt, könnt ihr beim Waffenhändler eurer Wahl nachkaufen oder dort modifizieren lassen. Die gelegentliche Pflege eurer Waffen solltet ihr übrigens nicht zu kurz kommen lassen, um ihre volle Funktionalität und Durchschlagskraft zu erhalten. Natürlich gibt es auch besondere Waffen, teils missionsbedingt, teils als Beute von speziellen Charakteren.
Das Gute und für Rockstar-Spiele recht typisch ist: Alles kann und nichts muss. So könnt ihr auch euren eigenen Spielrhythmus finden, actionreiche Missionen mit ruhigen Momenten in der freien Natur wechseln lassen, um das Erlebte zu verarbeiten (und das tut mitunter wirklich not). Die Missionen sind erfreulich abwechslungsreich, mal mit viel Action, mal mit weniger, mal eher dezent, mal epischen Ausmaßes. Allzu schwer sind die Aufträge allerdings nicht geraten und ihr müsst nur selten auf Autosaves oder eigene Spielstände zurückgreifen (abseits der Missionen könnt ihr jederzeit speichern).
Wer möchte, kann die Schwierigkeit aber durch Deaktivieren diverser HUD-Elemente, Zielhilfen und anderer Anzeigen erhöhen. Verschiedene Schwierigkeitsgrade stehen allerdings nicht zur Auswahl. Definitiv ein Zugeständnis daran, dass Rockstar eine möglichst umfangreiche Zielgruppe erreichen und es Gelegenheitsspielern nicht zu schwer machen will. Das ist durchaus akzeptabel, denn das Erlebnis der Story steht ohnehin klar im Vordergrund.
Das minimalistische HUD kommt dem authentischen Look & Feel des Spiels entgegen und kann so eingestellt werden, dass es dynamisch erscheint – also nur dann, wenn ihr es benötigt. Zur Authentizität trägt auch das auf Arthur und sein Pferd begrenzte Inventar bei. Waffen und Ausrüstung werden direkt an Arthur oder dem Pferd „gelagert“. Maximal zwei Langwaffen und zwei Pistolen oder Revolver, mehr kann Arthur nicht tragen. Auch das Inventar des Pferdes ist begrenzt. Erlegt ihr einen Alligator, könnt ihr lediglich eine Haut auf dem Pferd transportieren. Die Bedienung ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Das mit dem linken Bumper aufrufbare Inventarrad hat mehrere Reiter, in den Slots selbst kann zum Teil noch mit den Triggern geblättert werden.
Nahrung und Crafting ohne Nervfaktor
Auch sonst gibt es viel Authentizität bei den Aktionsmöglichkeiten. Am Lagerfeuer bereitet ihr erjagtes Fleisch zu, aus Kräutern und Pflanzen stellt ihr Arzneien und Tinkturen her, ihr bastelt Pfeile und Munition oder macht ein Nickerchen. Das ist zwar nicht zwingend nötig, da ihr auch in eurem Camp auf Nahrung, Munition oder Medizin und euer Bett zurückgreifen könnt, aber äußerst hilfreich, wenn ihr unterwegs seid und nicht immer wieder ins Camp wollt.
Speziell im Kampf oder bei längerer Abwesenheit kann es nicht schaden, ein gut gefülltes Arznei- und Nahrungsinventar zu haben. Arthur verfügt im Prinzip über drei Grundwerte: Gesundheit, Ausdauer und Dead-Eye. Die bestehen jeweils aus dem aktuellen Wert als Balken sowie einem Kern. Alle drei Werte regenerieren bis zu einem gewissen Grad automatisch, jedoch abhängig von besagtem Kern. Ist der wiederum gesenkt oder auf null, beispielsweise durch Verletzungen, Anstrengung, Kälte oder Hitze (ja, Bekleidung und Klima haben Auswirkung), wird die Regeneration beeinträchtigt. Übrigens solltet ihr auch euer Pferd nicht vernachlässigen. Gesundheit und Ausdauer sind bei ihm ebenso geregelt und ist euer Pferd einmal tot … nun, dann bleibt es das auch, egal wie treu euer Zossen war.
Durch Nahrung oder Arznei könnt ihr sowohl die Kerne als auch die aktuellen Werte wieder auf Vordermann bringen oder sie sogar über das normale Niveau hinaus boosten. Angenehm ist, dass die Notwendigkeit von Nahrung und Schlaf nicht überstrapaziert wird. Es ist sinnvoll, vor einer größeren Mission mal einen Blick auf die Werte zu werfen, man muss aber nicht andauernd am Fleischtrog hängen oder in den Schlafsack schlüpfen. Im Übrigen können alle drei Werte verbessert werden, beispielsweise Gesundheit durch Kämpfe, Ausdauer durch Rennen oder Dead-Eye durch Schießen und das Crafting von Gegenständen. Abgesehen von kleineren Entscheidungen, die eurer Ehre zu- oder abträglich sind, war es das dann auch schon mit den Rollenspielelementen.
Fazit
Ich muss gestehen, dass meine Vorliebe bei Rockstar-Spielen eher zu den erzählerisch stärkeren Titeln GTA IV und Red Dead Redemption tendiert und mich die anderen Titel, speziell der GTA-Reihe, eher kalt ließen. Hinzu kommt meine Liebe zu gut gemachten Open-World-Titeln und generell zu storylastigen. Mit Red Dead Redemption 2 hat Rockstar meinen Nerv voll getroffen und ein Spiel abgeliefert, das seinesgleichen sucht.
Das beginnt schon bei der grandiosen und immens lebendigen Spielwelt, die nicht nur riesengroß ist, sondern auch technisch auf sehr hohem Niveau in Szene gesetzt wird. Insbesondere, weil RDR 2 noch um ein Vielfaches mehr an Abwechslung bietet als der ohnehin schon tolle Vorgänger. Schön ist, dass der Open-World-Spielplatz mit seinen Aktivitäten nie aufgezwungen wirkt, allein schon weil eben nicht überall in der Welt Icons und Fragezeichen aufleuchten, sondern sich viele Nebenaufgaben organisch und glaubwürdig ergeben. Man kann, aber man muss nicht. Doch wenn man sich drauf einlässt, wird man auch belohnt, sei es mit Dollars für die Kasse, sei es mit schicken, teils mehrstufigen Abenteuern und Entdeckungen.
Die eigentliche Stärke des Spiels liegt aber eindeutig in der famosen, fulminant inszenierten Story mit ihren starken Charakteren. Den Werdegang der Van-der-Linde-Gang zu begleiten, die sich verändernde Dynamik und die charakterliche Entwicklung der Gangmitglieder zu erleben, ist eine extrem spannende Erfahrung, die einem mitunter auch emotional den einen oder anderen Tritt in die Weichteile verpasst. Zumal auch Raum genug gegeben wird, neben der vorgegebenen Story auch ein wenig eigenen Charakter in die Hauptfigur zu stopfen.
Auch bei Spielmechanik und Missionsdesign kann man Rockstar wenig vorwerfen. Die Shooter-Mechanik mit ihren Stärken und Schwächen kennen wir aus anderen Titeln des Studios, hier nun mit etwas mehr Feinschliff. Die weiteren Spielelemente sind sinnvoll eingebunden und funktionieren gut. Die Missionen sind gut strukturiert, drängen sich nicht ungebührlich auf und sind vor allem spannend und abwechslungsreich, auch wenn es vielleicht ein wenig an der nötigen Schwierigkeit mangelt – was sich aber dank zahlreicher Einstelloptionen durchaus nachbessern lässt.
Alles in allem hat das Studio einmal mehr ein Meisterwerk abgeliefert, das vor allem erzählerisch alle anderen Rockstar-Spiele in den Schatten stellt und dem gewohnt guten Open-World-Gameplay noch mehr Feinschliff und Attraktivität verleiht. Andere mögen die fast schon absurde Action eines GTA V bevorzugen, für mich ist Red Dead Redemption 2 aber der in allen Belangen stärkste Rockstar-Titel.
GamersChoice Wertung
Getestet: Red Dead Redemption 2
Das ist es: Ein massives Open-World Spiel in der Zeitepoche des Wilden Westens mit genialer Story!
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Handlung
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Grafik
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Sound
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Gameplay
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Motivation
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Multiplayer
Fazit
Alles in allem hat das Studio einmal mehr ein Meisterwerk abgeliefert, das vor allem erzählerisch alle anderen Rockstar-Spiele in den Schatten stellt und dem gewohnt guten Open-World-Gameplay noch mehr Feinschliff und Attraktivität verleiht.
Pros
- enorm umfangreiche, brillant gestaltete Spielwelt mit viel Abwechslung
- hervorragende Story
- zum Teil sehr gute, mehrstufige Nebenmissionen
- starke Charaktere mit toller Entwicklung
- hervorragende Dialoge
- enorm viele, nicht aufgezwungen wirkende Open-World-Aktivitäten
- abwechslungsreiche Missionen
- sehr gute, ausgereifte Spielmechaniken
- tonnenweise WTF-Momente
- technisch auf extrem hohem Niveau
- toller Soundtrack
- kinoreif inszeniert
- kaum störende Ladezeiten
- kein unendliches Inventar
Cons
- einige kleinere, nicht spielbehindernde Bugs noch vorhanden
- mitunter recht lange Wege
- wieder mal keine deutsche Sprachausgabe