Publisher: Activision
Release Date: 03.11.2017
Plattformen: PS4, XBox One, PC
Wer hätte das gedacht? Vor ein paar Jahren waren sich Videospielfans und Pressevertreter einig: der Zweite Weltkrieg wurde bis zum Geht-nicht-mehr ausgelutscht. Aber es geht den digitalen Unterhaltungsmedien ähnlich wie allen anderen Formen der Kunst – alles kommt wieder. Call of Duty WWII macht das Beste aus dem Szenenwechsel und bietet Shooter-Fans eine packende sowie emotionale Kampagne, die von einem robusten Multiplayer und einem wirklich gruseligen Zombiemodus komplettiert wird.
Nach zahlreichen Ausflügen in diverse von Kriegen zerfurchte Zukunftsvisionen kehrt der Mammut-Shooter wieder zu den Wurzeln zurück. Bevor sich Call of Duty mit dem vierten Teil Modern Warfare in eine eigene Sphäre der Popularität und des Erfolges katapultierte, war die Serie mit den ersten drei Teilen nicht mehr als ″nur″ ein weiterer guter Shooter, der im Zweiten Weltkrieg stattfand und starke Konkurrenz in Medal of Honor, Battlefield 1942 und Brothers in Arms besaß.
Quer durch Europa
Im Jahre 2017 ist der Zweite Weltkrieg wieder ein Alleinstellungsmerkmal, die Vorfreude der Fans ist groß. Zurecht, denn Call of Duty WWII deckt in der Kampagne viele denkwürdige Ereignisse ab. Die Kampagne beginnt mit dem Sturm der Normandie, die Befreiung von Paris steht ebenfalls auf dem Plan, genauso wie die Schlacht in den Ardennen. Sledgehammer-Chef Glen Schofield verriet, dass ursprünglich geplant war, die Kampagne in Dünkirchen beginnen zu lassen, um die Überlegenheit der Nazis besser zu verdeutlichen. Der Zeitsprung zum restlichen Teil der Kampagne wäre aber zu groß gewesen.
Ist auch halb so wild, denn was die Entwickler servieren, ist ein nervenzerfetzender und spannender Ritt durch Europa, der aber auch überraschend menschlich ausfällt. So kann ich mich immer noch an jeden einzelnen Kameraden aus dem Squad erinnern, mit dem die Hauptfigur Ronald ″Red″ Daniels den Zweiten Weltkrieg erlebt. Pierson und Turner sind die Personen, die das Sagen haben und nicht immer einer Meinung sind. Stiles ist der Klugscheißer, der mit Kamera bewaffnet die Eindrücke auf dem Schlachtfeld festhalten möchtet.
Heimlicher Held ist jedoch Reds bester Kumpel, Private Robert Zussmann. Nicht nur ist er aufgrund seiner jüdischen Herkunft per se jemand, der auffällt. Auch der stetige Drang, sich jedes Mal aufs Neue Pierson zu beweisen, lässt Zussmann hervorstechen.
Ein kurzweiliger Höllenritt
Sledgehammer Games schafft sich somit die eigene Light-Version eines Band of Brothers. Dessen psychologische Tiefe wird zwar nicht erreicht, aber es ist mal eine angenehme Abwechslung, während der Kampagne mit den Schicksalen der Protagonisten mitzufiebern und mitzufühlen. Der Anteil an Patriotismus wird zurückgefahren, stattdessen werden Themen wie Rassismus zumindest zart angeschnitten. Auch wie man mit Schuldgefühlen lebt, spielt in der Handlung mit zunehmender Dauer eine immer wichtigere Rolle.
Es bleibt festzuhalten: Die Handlung ist packend und wird zudem prächtig inszeniert. Spielerisch kann Call of Duty WWII das hohe Niveau tatsächlich halten. Zwar ballert ihr viele Nazis über den Haufen, während ihr von A nach B marschiert, aber es gibt keine Mission, die ihr Dasein in die Länge fristet. Im Gegenteil: spielerisch werden immer wieder unterhaltsame Akzente gesetzt. Sei es durch Schleichmissionen oder andere spaßige Abschnitte, die das Gameplay abwechslungsreicher gestalten. Hier sticht vor allen Dingen eine Mission in Paris hervor, die gerade in ihrer ersten Hälfte vom typischen Shooter-Trott abweicht.
Die Kampagne in Call of Duty WWII entpuppt sich schon mal als Volltreffer. Im Multiplayermodus erwartet euch zum größten Teil bekannte Kost, abgesehen von der Tatsache, dass einige Aspekte anders serviert werden. Stichpunkt Hauptquartier: Dabei handelt es sich um eine Sammelstelle für euren virtuellen Soldaten, der seine Ausrüstung dieses Mal nicht in einer Abwandlung des bekannten Pick-10-System verwaltet, sondern Teil einer Division ist, die bestimmte Spielweisen unterstreicht.
Krieg
Im Hauptquartier sackt ihr Herausforderungen und spezielle Aufgaben ein, die bei Erfüllung Erfahrungspunkte oder andere Belohnungen in Form von Loot-Boxen geben. Die Militärbasis verfügt auch über einen Schießplatz, an dem ihr Waffen ausprobieren könnt. Generell gibt es wieder viel zu erledigen und aufzuleveln, selbst eure Division, die sich mit Prestige-Rängen versehen lassen und so spezielle klassenspezifische Waffen freischalten.
Zwar ist das Hauptquartier anfangs ziemlich unübersichtlich und überfordernd, später werdet ihr euch aber zurechtfinden und vielleicht sogar die kleinen Easter Eggs wie die Activision Retrospiele finden. Wer will nicht eine kleine Runde Pitfall 2 spielen, bevor es in den Krieg geht?
Apropos Krieg: Das ist die neue Hauptattraktion im Multiplayer von Call of Duty WWII. Anstatt einfach wie sonst auf einer Karte Abschüsse zu sammeln oder Zonen einzunehmen, müsst ihr hier auf Seiten der Angreifer oder Verteidiger bestimmte Aufgaben erfüllen. Mal sollen Panzer eskortiert und anschließend betankt werden oder ihr spielt in Operation Neptun an der Seite der Charaktere aus der Kampagne die Eroberung der Normandie nach.
Teambasierte Multiplayer-Missionen
Auch wenn es zum Start nur drei Schauplätze dafür gibt, ist diese Spielvariante eine willkommene Abwechslung zu den klassischen Modi, da hier nur Teamwork zum Erfolg führt. Gegnerische Abschüsse sind zwar nett, führen aber zu nichts, wenn ihr nicht aktiv an den Missionszielen arbeitet. Natürlich geht weiterhin Call-of-Duty-typisch die Post ab. Mit einem klaren Ziel vor Augen und festgelegten Seiten werden speziell Neueinsteiger etwas sachter in die Mehrspielerwelt des Shooters herangeführt. Natürlich verfügt Call of Duty WWII auch über klassische Varianten wie „Abschuss bestätigt“, „Hardpoint“ oder auch „Domination“.
Während Krieg also für frischen Wind sorgt und das Hauptquartier den Aufenthalt bis zum nächsten Match angenehmer gestaltet, entpuppt sich der Rest des Multiplayer als sichere Bank, ohne sonderlich zu überraschen. Immerhin beweist Sledgehammer Games beim Kartendesign ein glückliches Händchen. Alle 13 Schauplätze haben ihre ganz besonderen Reize. Während unseres Testspielens gab es keine Karte, die nervte oder den Spielspaß raubte. Weitere Sitzungen sind aber erforderlich, um der Langlebigkeit auf den Zahn zu fühlen.
Ach ja: Es gibt übrigens Lootboxes mit ganz viel kosmetischem Kram. Ohne scheint es heutzutage einfach nicht mehr zu gehen.
Auf ein Rendezvous mit Nazizombies
Abgerundet wird Call of Duty WWII obligatorisch vom Zombie-Modus. Herrschte im letzten Jahr noch abgefahrener 90er-Jahre-Vibe, Michael Knight inklusive, wird es in diesem Jahr ziemlich düster. Mit Udo Kier als verrücktem Professor wehrt ihr euch idealerweise zu viert in einer schaurigen Kleinstadt und einer gruseligen Bunkeranlage gegen immer taffer werdende Zombiehorden. War der Spielmodus in den letzten Jahren gerade für Anfänger ein Buch mit sieben Siegeln, was Mechaniken und Geheimnisse angeht, erwartet euch in diesem Jahr immerhin ein kurzes Tutorial, das euch erklärt, wie der Zombie läuft.
Beiim Kampf gegen Wellen von Nazizombies verstecken sich traditionell an jeder Ecke zahlreiche Geheimnisse. Schön, dass Sledgehammer Games Missionsziele auf Wunsch einblenden, damit ihr einen kleinen roten Faden besitzt, an dem ihr euch entlanghangeln könnt. Zwar müsst ihr stellenweise ziemlich um die Ecke denken, um Fortschritte zu erzielen, aber es ist nett, dass euch das Spiel jetzt minimal unter die Arme greift.
Abgesehen von der etwas traurigen Tatsache, dass man keine Fenster verbarrikadieren oder andere Dinge bauen darf, verstecken sich in der Welt überall neue Gebiete, die freigeschaltet werden wollen, oder auch Fallen, die ihr aktivieren könnt, um die Untoten zumindest zeitweise im Zaum zu halten.
Dreckig und matschig
Weitestgehend weiß Call of Duty WWII optisch zu überzeugen. Beim Sound muss man sich eh keine Sorgen machen. Da knallt es ganz gewaltig. Bei der Grafik erwarten euch stimmungsvolle Szenarien, die von Sledgehammer Games gekonnt in Szene gesetzt werden. Bei der Schlacht in den Ardennen friert es einen schon beim Zusehen. Trotzdem beobachteten wir hin und wieder etwas seltsames Verhalten: Auf der PlayStation 4 Pro wurde das Bild von einem kräftigen Unschärfeeffekt eingehüllt, sodass sich stellenweise die Frage stelolte, ob wirklich die potenteste der drei PlayStation-4-Konsolen zum Einsatz kommt (ja, kam sie).
Aktuell ließ sich Call of Duty WWII nur mit der originalen Tonspur ausprobieren. Die bietet durch die Bank weg solide Sprecher. Deutsche Stimmen kommen auch zum Einsatz. Ihr werdet merken, dass hier keine Muttersprachler zum Einsatz kamen. Das trübt den Spielspaß oder die Atmosphäre nur minimal. Abgesehen von kleinen Fehlern bei der Aussprache oder Betonung klingen die deutschsprachigen Charaktere eigentlich recht überzeugend. Warum Activision und Sledgehammer Games aber nicht einfach auf deutsche Synchronsprecher zurückgreifen, bleibt ungeklärt.
Fazit
Call of Duty WWII ist ein vollgestopftes und fantastisches Call of Duty. Daran gibt es nichts zu rütteln. Die Kampagne ist toll geschrieben und so packend inszeniert, dass mir meine virtuellen Kameraden ans Herz gewachsen sind. Wann war das bei einem Call of Duty in den letzten Jahren schon mal der Fall? Dazu erwarten euch abwechslungsreiche Schauplätze und immer wieder spielerische Kniffe, die immer wieder motivieren. Toll!
Der Rest des Shooters profitiert zwar nicht so stark vom Setting des Zweiten Weltkrieges wie die Kampagne, aber man merkt, dass der Tapetenwechsel längst überfällig war. Der neue Modus „Krieg“ fällt zwar mit drei Operationen etwas mau aus, macht aber gerade mit Freunden oder einem eingespielten Team unfassbar viel Spaß.
Natürlich bekommt man als Fan genau das, was man in den letzten Jahren schon serviert bekam. Der neue alte Schauplatz sorgt aber für frischen Wind. Und solange Call of Duty weiterhin qualitativ so unterhaltsame Kost abliefert, wüsste ich nicht, warum ich mich nicht auch in Zukunft auf neue Vertreter der Reihe freuen sollte.
GamersChoice Wertung
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Handlung
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Grafik
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Sound
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Gameplay
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Motivation
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Multiplayer
Fazit
Natürlich bekommt man als Fan genau das, was man in den letzten Jahren schon serviert bekam. Der neue alte Schauplatz sorgt aber für frischen Wind.
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